Das Haus der Moderne wird 1929 als Wohn- und Ateliergebäude des Augsburger Architekten und Kirchenbaumeisters Thomas Wechs (1883-1970) im Stil der Neuen Moderne errichtet.
2019 wird deutschlandweit das Bauhaus-Jubiläum gefeiert, mit einem vielfältigen Programm vom Eröffnungsfestival bis zu Ausstellungen, Museumsneubauten und Initiativprojekten. Auch im Haus der Moderne in Augsburg finden Veranstaltungen statt.
2020 wird im Haus der Moderne ein permanenter Ausstellungsraum für Kunst, Architektur und Design eingerichtet. Alle übrigen Flächen sollen nach einer Sanierung wieder als Ateliers und Büros vermietet werden.
Konzeptionell und stilistisch geht der Architekt Thomas Wechs Ende der 1920er Jahre mit dem Programm für sein eigenes Wohn- und Ateliergebäude (heute ‚Haus der Moderne’ genannt) hin zu einer prototypischen, zeitgemäßen Stadtarchitektur.
Das Spannungsfeld könnte nicht größer sein: einerseits die gewachsene historische Umgebung zwischen einer farbenfrohen Jugendstilbebauung und dem Neobarock des ehemaligen Königlich Bayerischen Landbauamts (jetzt Staatliches Bauamt) und andererseits der avantgardistische kubische Solitär, der trotz seiner Andersartigkeit den harmonischen Lückenschluss der Bebauung schafft.
Die Raumkanten des Neubaus nehmen Bezug auf die Fassadenordnung der anschließenden Häuser; dass dieser Eindruck heute verzerrt ist, liegt an der Aufstockung und der Purifizierung der Fassade des direkten Nachbarn aus den 1960er Jahren.
Die ideologischen und pragmatischen Ziele des Neuen Bauens zeigen sich in der Gestalt und der Programmatik des Stadthauses deutlich. Die gestaffelten weißen Volumen lassen den Baukörper von außen viel kleiner wirken als er sich in der inneren Organisation zeigt.
Während die Nachbarbebauung als dreigeschossige Satteldachbauten mit einer geschossübergreifenden Putzgliederung, die die Symmetrie von Fenstern und Türen betonen, konzipiert sind, bezieht sich die Gestaltung der Fassade auf die Grundrissdisposition mit optimaler Orientierung zur Sonne.
Die rot gestrichenen Fenster zur Straße wirken frei verteilt, neben einem senkrechten überraumhohen Fensterband im Erdgeschoss setzt ein Rundfenster den Schlußpunkt im obersten Geschoss. An der Rückseite des Hauses wird die Strenge des Kubus durch filigran wirkende lange Fensterbänder sowie einen großzügig verglasten Rundbau aufgebrochen.
Die Verbindung von innen und außen zeigt sich nicht nur in der Fassade, sondern auch über die Anordnung der Terrassen, die den einzelnen Ebenen zugeordnet sind. Die neue Bautechnik mit Eisenskelettbau und vorgefertigten Bauelementen erlaubt neue konstruktive und damit auch gestalterische Anordnungen.
Die komplette Konstruktion besteht aus minimierten Stahlträgern, die mit Bimsstein ausgefacht sind. Verbunden werden die Ebenen durch eine an der Längsseite des Hauses liegende Treppe, die jedoch zwischen dem Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss gegeneinander verschachtelt noch eine interne Erschließung zwischen den beiden Geschossen ermöglicht.
Der so entstandene offene Grundriss ohne tragende Wände im Innenraum kann flexibel auf die sich ändernden Raumanforderungen reagieren und hat bereits zahlreiche Umbauten ermöglicht. Die innere Organisation folgt einer Zonierung in drei Bereiche. Neben der Erschließung an der Kommunwand zum Nachbarn liegt die Gangzone, die flexibel auf die jeweils angrenzende Raumnutzung reagiert.
Die letzte Schicht ist der Wohn- bzw. Arbeitsbereich. Begehbare Einbauschränke bilden 1929 eine Filterschicht in der offenen Raumlandschaft. Eine Brandbombe zerstört 1944 das Gebäudeinnere; mit dem Wiederaufbau zwischen 1947-1949 verändern sich die Raumabfolgen zugunsten einer Büronutzung in den unteren beiden Geschossen.